Der Klimawandel hinterlässt seine Spuren

Zu Zeiten von Rigele und Welzenbach war die Nordwestwand des großen Wiesbachhorns eine beeindruckende und alpinistisch sehr anspruchsvolle Eistour. Mittlerweile ist das Eis durch den Klimawandel, und dem damit einhergehenden Rückgang des Permafrosts verschwunden. Die Wand besteht nur mehr aus brüchigen Felsschichten, die sich aus dem Wielingerkees erheben. Im Frühjahr und Winter ist eine Besteigung, dann am besten mit Ski sicherlich noch machbar, sofern sich genug Firn/Eis in der Wand befindet, und die Lawinensituation auch entsprechend gut ist. Das haben Danny und ich beim Studieren der Webcam vom Mooserboden in Richtung Wiesbachhorn schnell erkannt. Somit bleibt als Alternative eine Tagestour mit optionaler Gipfelrunde, sofern es die Bedingungen erlauben, und wir beide auch fit genung sind.
Mit dem allerersten Bus geht es hinauf zum Mooserboden, wo wir mit einer ganzen Meute Wanderern und Bergsteigern den Steig zum Heinrich-Schwaiger-Haus hinauflaufen. Bei der Hütte machen wir eine kleine Brotzeit, trinken etwas, gehen dann aber gleich weiter in Richtung Fochezkopf. Wir sind recht flott unterwegs, sodass wir beinahe alleine unterwegs sind, treffen dann aber am Kaindlgrat auf die nächsten Gipfelaspiranten, welche sich in Richtung Wiesbachhorn bewegen. Also beschließen wir spontan die Klockerin via Bratschenkopfgrat zuerst anzugehen, und am Rückweg das Wiesbachorn noch mitzunehmen. Am Vormittag is der Schnnee am Kaindlkees noch halbwegs begehbar und wir erreichen recht schneel den Grat zwischen Vorderem und Hinterem Bratschenkopf. Weiter gehts dann zur Klockerin wo dann herrliche Ausblicke auf die ganze Glockergruppe die Mühen in der mittlerweile prallen Sonne belohnen. Nach einer kurzen Pause und vielen Fotos stapfen wir wieder zurück zum Bratschenkopf, um zuerst den Vorderen, danach den Hinterern der beiden Gipfel zu besteigen, bevor wir über die Schneeflanke, die wir für den Anstieg genommen haben, auch wieder nach unten zu rutschen. Rutschen ist in diesem Fall auch wörtlich zu nehmen, obwohl primär gar nicht so gewollt. Der Kaindlkees präsentiert sich nun in der Mittagssonne mehr als Fussbad als ein Gletscher, und wir versuchen möglichst schnell und direkt den mittlerweile dahinschmelzenden Firn- und Eisuntergrund hinter uns zu lassen. Der Aufstieg zum Wiesbachhorn ist ohnehin nur mehr eine Felswanderung mit mehr oder minder viel Geröll. Wie zu erwarten war, befinden wir uns nicht gerade alleine am Gipfel und bleiben für einen schnellen Blick in die Umgebung, ein paar Fotos und machen uns an den Abstieg. Beim Blick in den Nordwestwand war mir dann erneut klar, dass man diese Wand tatsächlich nur mehr nach sehr kalten langen Wintern im Frühjahr machen wird können. Wir werden sehen, was die nächsten Jahre bringen, oder ob der durch den Menschen bedingte Klimawandel solche Touren endgültig zur Geschichte werden hat lassen.
Nachdem wir ein zeitliches Limit durch den letzten Bus vom Stausee hinunter zum Parkplatz Kesselfall haben, müssen wir unse etwas beeilen. Zwar geht sich beim Heinrich-Schwaiger-Haus noch ein Bier auf den super Tag und die geniale Tour aus, aber danach machen wir wieder schnell an den Abstieg, wo wir dann zeitlich recht genau den Bus erwischen. Beim Heimfahren erkennen wir im Rückspiegel, dass ein anständiges Gewitter über den Gipfeln aufgezogen ist, und sind recht froh, dass wir da jetzt nicht irgendwo am Berg unterwegs sind.

  • Alpenvereinskarte 40 | Glocknergruppe
  • Kompass-Karte 39 | Glocknergruppe
  • Großes Wiesbachhorn (3564 m)
  • Hinterer Bratschenkopf (3413 m)
  • Klockerin (3425 m)
  • Oberer Fochezkopf (3159 m)
  • Vorderer Bratschenkopf (3401 m)

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