Der Wetterbericht für das ganze Wochenende war sehr vielversprechend und ich war hochmotiviert für eine längere Bergtour. Schon öfters bin ich beim Recherchieren über den Kaindlgrat und das Große Wiesbachhorn gestossen, und so war der Plan schnell klar. Am Freitagnachmittag fuhr ich nach der Arbeit eilig ins Kapruner Tal bis zum Kesselfallhaus, um dort den letzten Bus zum Stausee Mooserboden zu erreichen. Das hat dann durch den regen Verkehr nicht ganz funktioniert, also machte ich mich zu Fuss auf den Aufstieg zum Mooserboden. Dort angekommen gings dann noch über einen steilen Steig hinauf zum Heinrich-Schwaiger-Haus, wo ich sichtich müde und verschwitzt rechtzeitig zum Abendessen eintrudelte. Nach dem Abendessen erkundigte ich mich noch bei einem hiesigen Bergführer über den Zustand des Kaindl- und Bratschenkopfkees, bevor ich mich ins Matratzenlager verzog und versuchte, ein wenig zu schlafen. Am morgen war ich mit zwei anderen Gipfelaspiranten als Erster beim Frühstück und wunderte mich über die Ruhe im Vergleich zum lauten Treiben am Vorabend. Die beiden anderen Bergsteiger erkundigten sich bei mir, über die Aufstiegsroute und Anderes, wodurch sich schnell herausstellte, dass einer der beiden noch nie auf einem Gletscher unterwegs war, keine Steigeisen dabei hatte, und der andere hatte keinen Pickel…
Ich bote den beiden also an, mit mir den Aufstieg zum Wiesbachhorn zu machen, und hoffte, dass die Bedingungen nicht zu schwierig sind. Gemeinsam brachen wir somit als erste „Seilschaft“ im Schein der aufgehenden Sonne über das versicherte Felsgelände auf zum Kaindlgrat, der sich dann später als schöner Firngrat präsentierte. Nach einer kurzen Einführung über das Anlegen von Steigeisen, arbeiteten wir uns langsam aber stetig über den Grat hinauf zum Gipfel. Und gegen 9:00 Uhr standen wir mit einer Horde anderer Bergsteiger, die uns vorher überholten am Gipfel des Großen Wiesbachhorn. Wir legten nur eine kurze Pause zum Essen und Trinken ein, bevor wir uns an den Abstieg machten. Der Tag war ja noch jung und vom Gipfel aus schwelgte mein Blick in Richtung Großglockner und die benachbarten Gipfel. Mein Plan sah vor über den Hinteren Bratschenkopf bis zur Klockerin und wieder retour zu gehen. Folglich verabschiedete ich mich von einem der beiden Bergkameraden, während der zweite mich noch bis zum Gipfel des Hintern Bratschenkopfs begleitete. Der Aufstieg über die äußere Felsflanke war mehr als brüchig, alles schien unter den Füssen zu zerbröseln, bzw. fast alles was man anfasste, brach heraus. Doch nach einigen mühevollen Höhenmeter standen wir beim Gipfelkreuz des Hinteren Bratschenkopfs. Dann verabschiedete ich mich auch von meinem zweiten Begleiter und brach in Richtung Klockerin auf. Es war schon Mittag und die Sonne brannte erbarmungslos auf mich herunter. Am Gipfel der Klockerin machte ich eine Pause, genoss den Ausblick auf die ganze Glocknergruppe, während die aufkommenden Wolken das Wiesbachhorn einhüllten. Schließlich wanderte ich meinen Spuren folgend zurück zum Bratschenkopf, wo ich über eine Schneeflanke schnell wieder am Kaindlkees ankam. Über den Gletscher erreichte ich wieder den Kaindlgrat und stieg zufrieden aber schon mit etwas schweren Beinen ab zum Heinrich-Schwaiger-Haus. Dort gönnte ich mir noch schnell einen kühlen Radler um schließlich über Steig zum Stausee zu gelangen. Heute war mein Timing besser, will heißen ich zog die Busfahrt zum Parkplatz dem weiteren Abstieg zu Fuss vor. Jedenfalls war es eine gelungene Bergtour auf das Große Wiesbachhorn, den Hinteren Bratschenkopf und die Klockerin mit bleibenden Eindrücken von dieser Region der Hohen Tauern.

  • Alpenvereinskarte 40 | Glocknergruppe
  • Kompass-Karte 39 | Glocknergruppe
  • Großes Wiesbachhorn (3564 m)
  • Hinterer Bratschenkopf (3413 m)
  • Klockerin (3425 m)
  • Oberer Fochezkopf (3159 m)

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