Gipfelparade und Powderspaß

Als ich vor etwa einem Jahr am Gipfel der Hohen Riffl stand, wanderten meine Blicke hinüber zur nördlichen Granatspitzgruppe mit Ihren beiden Gipfeln Stubacher Sonnblick und Granatspitze. Bedingt durch das herrliche Wetter und die guten Bedingungen wollte ich diesen Tag nun für eine Schitour auf eben diese Gipfel nutzen. Mit früh aufstehen war dann zwar nicht viel, und daher entschloss ich mich nach meiner Ankunft am Parkplatz Enzinger Boden mir eine Karte für die Gondel zur Rudolfshütte zu leisten. Offensichtlich war ich damit nicht der einzige Tourengeher, der sich die wenig attraktiven Höhenmeter über die Schipiste hinauf zum Weißsee gespart hat, und somit gestalteten sich die ersten paar hundert Höhenmeter als das Gegenteil von einer einsamen Schitour in einer beeindruckenden Umgebung. Also die Umgebung war natürlich abseites des Pistentrubels sehr wohl beeindruckend, nur hatte die Tour vorest eher mehr Ähnlichkeit mit einer gut besuchten Langlaufloipe bei mässigem Anstieg. Als Alternative kam für mich also nur ein Abstecher in Richtung Hohe Fürleg in Frage, was sich spätestens in der Scharte zwischen Süd- und Hauptgipfel als absolut richtige Entscheidung herausstellte. Recht einsam spurte ich hinüber zum Nordgipfel, machte eine kurze Trinkpause, bevor ich in Richtung Hohe Fürleg aufbrach. Dort angekommen, war der Ausblick auf die nächsten beiden Gipfel perfekt, und mit etwas Glück sollten bis zu meiner Ankunft dort auch schon die meisten Tourengeher wieder längst bei der Abfahrt sein. Durch die gut angelegte Spur über den Sonnblickkees kam ich schneller voran als gedacht, und machte mich schließlich an den Aufstieg zum Gipfel des Stubacher Sonnblicks. Irgendwann war aber dann Schluss mit ergonomischen Gehen, also deponierte ich die Schi etwas unterhalb des Gipfels, gemeinsam mit einigen anderen Gipfelaspiranten. Meiner Einschätzung nach ist unter den gegebenen Bedingungen eine Abfahrt vom Gipfel sicher machbar, aber durch die inhomogene und teilweise sehr dünne, abgewehte Schneedecke im oberen Teil der Flanke wäre ein massiver Felskontakt wohl kaum vermeidbar gewesen. Und nachdem mein neuer Schi gerade mal ein Monat alt ist, habe ich mir dieses Unterfangen gespart. Vom Gipfel aus betrachtet, hat es so ausgesehen, dass sogar ein schmaler, durchgängiger Schnneedeckel bis zum Gletscher hinunter reicht, aber egal, die paar Meter Abfahrt kann ich verschmerzen.
Am Gipfel des Stubacher Sonnblick ist die Aussicht auf die umliegenden Berge der Granatspitzgruppe bis zum Großvenediger, die genau gegenüber liegende Glocknergruppe nicht minder spektakulär, ja sogar der Gloßglockner mit Glocknerwand taucht hinter dem Eiskögele auf. Nun aber weiter zu den Schi und über den Gletscher hinüber zur Granatspitze. Viel Abfahrt gibts zwar nicht, dafür aber bald wieder auffellen, über den Sonnblickkees queren bis man unterhalb des Ostgrates erneut Schidepot macht. Mit Steigeisen und Pickel mache ich mich dann auf den kurzen, schönen Aufstieg und erreiche in knapp 10 Minuten den Gipfel der Granatspitze. Es ist gerade mal früher Nachmittag, weshalb ich mir überlege, eine andere Abfahrtsvariante anstelle der Aufstiegsroute zu probieren. Vom Gipfel aus hat man besten Einblick auf das Granatspitzkees, wo formschöne Abfahrtsspuren darauf hindeuten, dass hier mit viel Spass im Pulver zu rechnen ist. Und genauso war es dann auch: Bester Powder, eigene Spur, Spass!
Den folgenden Gegenanstieg zum Kalser Tauern, also die Schulter zwischen Tauernkogel und Medelzkopf habe ich für diese Abfahrt gerne in Kauf genommen. Nun gings noch die Piste runter zum Weißsee, mit dem Schlepplift hinauf zur Rudolfshütte und dann über das Schigebiet zurück zum Parkplatz Enzinger Boden.
Fazit: Eine richtig lässige Schitour, eine coole Runde über ein paar Gipfel, traumhafte Abfahrten und Spielraum für viele Varianten – Granatspitzgruppe ich komme wieder!

  • Alpenvereinskarte 39 | Granatspitzgruppe
  • Granatspitze (3086 m)
  • Hohe Fürleg (2943 m)
  • Stubacher Sonnblick (3088 m)

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