Es kommt zwar äußerst selten vor, aber doch ertappe ich mich hin und wieder in der Situation einer völligen Unentschlossenheit bezüglich meiner Freizeitaktivitäten, bzw. viel mehr hinsichtlich der möglichen Wege, Routen und Ziele einer Tour. Und so erging es mir dann auch an diesem strahlend schönen Samstagmorgen. Ziemlich planlos schlürfte ich an meinem zweiten Kaffee, studierte Karten, später Fotos und Tourenbeschreibungen und kam zur Erkenntnis, dass es für eine anspruchsvollere Schitour schon viel zu spät ist, alle naheliegenden Ziele keine Option waren, und eine Runde laufen auch besser als nicht ist. Ein halbe Stunde später sass ich im Auto und befand mich auf dem Weg nach Filzmoos, sichtlich erleichtert, dass ich die Idee mit dem Laufen schnell verworfen hatte. Der Plan war, von Süden die Bischofsmütze zu besteigen, wohl wissend, dass auf den zunehmend aufsteilenden Hänge zwischen Bischofsmütze und Mosermandl ab Mittag durchaus mit kleinen und größeren Schneerutschen zu rechnen ist. Nachdem es für eine derartige Tour eigentlich schon viel zu spät war, legte ich die bis unter den Gipfelaufbau der Bischofsmütze ein hohes Tempo vor. In Kombination mit den überaus warmen Temperaturen kam ich mehr ins Schwitzen, als ich das von mir gewohnt bin. Die Schneedecke war schon äußerst weich, komplett durchnäßt bis in untere Schichten, und die ersten kleinen Rutsche gingen aus den steileren Flanken ab. Kurz vor der Rinne zwischen kleiner und großer Bischofsmütze, wechselte die Konsistenz der Schneedecke von butterweich auf stahlhart. Also raus aus den Schi und weiter zu Fuss. Nach etwa 50 Höhenmeter in der Rinne deponierte ich die Schi und zog mir die Steigeisen an. Schon leicht müde vom hohen Tempo im Aufstieg stapfte ich in Richtung Felsen hoch, in der Hoffnung, dass vom Einstieg der leichten Kletterroute bis zur Scharte genung Schnee liegt. Schließlich hatte ich weder Eisgeräte dabei, noch ein Seil zum Abseilen. Leider war aber genau das Gegenteil der Fall, also wenig, loser Pulverschnee, auf glattem, eisigem Fels, und ich plagte mich mit meinem Pickel die ersten Höhenmeter nach oben. So dauert das alles viel zu lange, dachte ich mir, und ein Blick auf die Uhr machte mir deutlich, dass ich jetzt entweder schneller vorankommen muss, oder besser noch, gleich umdrehen sollte. Nach weiteren langsamen 50 Höhenmetern wurde mir klar, dass ich zwar sicherlich den Gipfel erreichen kann, aber für den Abstieg mindestens ebenso lange benötige. Somit war die Entscheidung klar: Abstieg, langsam und vorsichtig.
Wieder in der Rinne angekommen, war ich erleichtert, nicht weiter am Weg nach oben zu sein, und möglicherweise eine erhöhtes Risiko eingegangen zu sein. Gemütlich stieg ich zurück zum Schidepot, zu gemütlich anscheinend, weil ich bei einem Schritt kurz stolperte und mir dabei die Frontalzacke eines Steigeisens in den Unterschenkel rammte. Ja, das war schon schmerzhaft, aber ich wollte noch bei Tageslicht die Abfahrt genießen, weshalb ich nach einem schmerzverzehrten Schrei, mehr aus Ärger, gleich weiterhumpelte. Bei Schidepot realisierte ich aber, dass die Wunde doch etwas größer war als angenommen. Das Blut strömte über meine Hose, und der Schnitt in der Wade war schon recht ordentlich. Mit Druckverband und Tape war das Blutbad schnell beendet und im Schein der untergehenden Sonne machte ich mich an die Abfahrt. Leider schmerzte das Bein dann doch recht konstant, und die vor einer Stunden noch weiche Schneedecke war jetzt wieder gut gefroren, Stichwort Bruchharsch…
Fazit: Beim nächsten Mal (wesentlich) früher aufbrechen, Eisgeräte und Seil mitnehmen, bis dahin mit Steigeisen gehen lernen!

  • Alpenvereinskarte 14 Dachsteingebirge
  • Kompass-Karte 20 | Dachstein

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